Mit der Familie in der Schweiz leben: Praktische Tipps
Das Familienleben in der Schweiz hat viele Vorteile, unter anderen hochwertige Schulen, gute Infrastruktur und umfassende öffentliche Dienstleistungen. In diesem zweiten Artikel erfahren Sie, was Sie über das Leben in der Schweiz wissen müssen: Kinderbetreuung, Schulen, kulturelle Unterschiede und kinderfreundliche Aktivitäten.
Lesen Sie zuerst den ersten Teil dieser zweiteiligen Serie, Mit der Familie in die Schweiz ziehen.
Kinderbetreuung
In der Schweiz beträgt der Mutterschaftsurlaub 98 Tage. Es gibt auch einen Vaterschaftsurlaub oder einen Urlaub für den anderen Elternteil, der zwei Wochen dauert. Wenn Ihr Kind krank ist und nicht in die Kinderkrippe oder Schule gehen kann, haben Sie Anspruch auf drei Tage bezahlten Urlaub für leichtere Krankheiten und bis zu 14 Wochen bezahlten Urlaub für schwere Krankheiten.
Es gibt mehrere Möglichkeiten der Tagesbetreuung:
- Öffentliche Kitas/Kinderkrippen: Öffentliche Krippen sind in der Schweiz selten. Informieren Sie sich auf der Website Ihrer Gemeinde oder rufen Sie dort an, um herauszufinden, ob es in Ihrer Gegend freie Plätze gibt.
- Private Kitas/Kinderkrippen: Die meisten Krippen sind privat und können 100-200 CHF pro Tag kosten. Die Plätze sind oft sehr begehrt, also melden Sie sich so früh wie möglich an.
- Kitas/Kinderkrippen am Arbeitsplatz: Einige Arbeitgeber bieten eine betriebliche Tagesbetreuung an. Wenn diese Kita nicht voll besetzt ist, nehmen Arbeitgeber manchmal auch Kinder von Eltern auf, die nicht in der Firma arbeiten. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, einen Platz zu finden, erkundigen Sie sich bei Ihrer Stadtverwaltung nach örtlichen Unternehmen, die Kinderbetreuung anbieten.
- Tagesmütter und Tagesväter: Sie betreuen Kinder in ihrem eigenen Haus. In der Regel sind bis zu fünf Kinder gleichzeitig bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater untergebracht. Man zahlt etwa 5-12 CHF pro Stunde.
- Kinderbetreuer: Ein Kinderbetreuer kommt zu Ihnen nach Hause, um sich um Ihre Kinder zu kümmern. Sie müssen bis zu 5.000 CHF für einen Vollzeit-Kinderbetreuer bezahlen.
- Tagesbetreuung außerhalb der Schulzeiten: Viele Schulen bieten eine Betreuung am frühen Morgen, während des Mittagessens und nach der Schule an.
Schulen
Das Schweizer Schulsystem unterscheidet sich stark von dem anderer Länder. Zudem gibt es erhebliche kantonale Unterschiede. In den meisten Gebieten werden die Kinder ab 11 Jahren in zwei bis vier Leistungsgruppen eingeteilt. Diejenigen in der höchsten Leistungsgruppe können die Matura abschliessen und danach eine Universität besuchen. Alle anderen machen eine Lehre oder besuchen eine Fachhochschule. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Schüler/innen nie einen Abschluss machen können. Da das Schweizer Schulsystem sehr durchlässig ist, machen viele später ein Berufsdiplom und gehen an die Universität.
Erfahren Sie mehr: Podcast-Episode über das Schweizer Bildungssystem mit Margaret Oertig
Ihre Kinder werden normalerweise in die nächst gelegene Schule eingeteilt. Sie haben also meist keine Wahl, wo Ihre Kinder in die Schule gehen, es sei denn, Sie entscheiden sich für eine Privatschule. Berücksichtigen Sie dies bei der Wohnungssuche.
Kulturelle Unterschiede
Die Schweizer Kultur ist in vielen Regionen noch eher traditionell. Dies kann die Erfahrungen Ihrer Kinder in der Schule und bei Freizeitaktivitäten beeinflussen.
Tagesablauf
Viele Schulen beginnen sehr früh, oft schon um 7.30 Uhr. In den meisten Gegenden sind Ganztagsschulen noch nicht die Norm, so dass die Kinder mittags nach Hause geschickt werden. Glücklicherweise bietet fast jede Schule einen Mittagstisch an. Manchmal wird dieser Betreuungsdienst auch vor und nach der Schule angeboten.
Mittwochs haben die Kinder in den meisten staatlichen Schulen nachmittags frei. Es gibt jedoch in allen Gegenden ein großes Angebot an Kursen und Aktivitäten.
Schulregeln
Anfangs sind Sie vielleicht von einigen Schulregeln überrascht. Viele Lehrer verbieten zum Beispiel zuckerhaltige Snacks, kohlensäurehaltige Getränke und Fast Food in der Schule. Sie müssen Ihrem Kind Snacks wie Obst, Saft, Käse oder Kekse mitgeben.
Pünktlichkeit ist sehr wichtig an Schweizer Schulen. Kinder, die ständig zu spät kommen, werden oft verwarnt und verlieren möglicherweise Punkte im Belohnungssystem der Klasse. Bemühen Sie sich, morgens und nach der Mittagspause pünktlich zu sein, denn das hinterlässt einen guten Eindruck bei den Lehrern und erleichtert Ihren Kindern die Zeit in der Schule.
Selbstständigkeit
In den Schweizer Schulen wird von klein auf viel Wert auf Selbstständigkeit gelegt. Schon in der Primarschule wird von Ihrem Kind erwartet, dass es Verantwortung für seine Sachen und Hausaufgaben übernimmt. In einigen Schulen wird erwartet, dass die Kinder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Scooter zur Schule kommen. Der Schulweg mit dem Auto gilt als letzter Ausweg, und an manchen Schulen gibt es sogar Kampagnen und Plakate, die davon abraten.
Sich integrieren
In der Vergangenheit war es für viele Expats schwierig, sich in der Schweiz zu integrieren. Einheimische haben oft stabile Freundschaftsgruppen, die sich seit der Kindheit oder Jugend wenig verändert haben. Es kann schwierig sein, in diese Freundeskreise integriert zu werden.
In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch geändert. Heute sind mehr als 25 % der Schweizer Einwohner Expats, und in jeder Stadt gibt es mehrere internationale Gruppen. Mit Hilfe von Plattformen wie Meetup und Facebook können Sie Interessengruppen in Ihrer Umgebung finden. Für Kinder gibt es mehrere zusätzliche Möglichkeiten.
Pfadfinder
Pfadfindergruppen, auf Schweizerdeutsch Pfadi genannt, sind eine gute Möglichkeit für naturverbundene und aktive Kinder, Gleichaltrige außerhalb der Schule zu treffen. Diese Gruppen gibt es in den meisten Teilen der Schweiz, und Kinder können ab fünf Jahren beitreten. Zu den üblichen Aktivitäten gehören Wandern, Sport und Spiele im Freien, Orientierungslauf und Pionierbau.
Gemeinschaftszentren
Gemeinschaftszentren (GZ) sind ein weiterer guter Ort, um Aktivitäten für die ganze Familie zu finden. In Zürich gibt es 17 GZ, die eine Vielzahl von Aktivitäten anbieten, von Pilates über Sprachkurse für Kinder bis hin zu Musikspielgruppen. Obwohl viele Aktivitäten in der Landessprache angeboten werden, finden Sie vielleicht auch einige Aktivitäten in Ihrer Zielsprache. So gibt es zum Beispiel eine tschechische Spielgruppe im GZ Grünau und eine zweisprachige deutsch/englische Spielgruppe im GZ Leimbach.
Was man mit Kindern in der Schweiz unternehmen kann
In der Schweiz wird es Ihnen mit der Familie nicht langweilig. Es gibt viele Dinge zu tun:
- Kaufen Sie einen jährlichen Museumspass (CHF 288 für die ganze Familie) und erkunden Sie über 500 Schweizer Museen.
- Besuchen Sie regionale Bauernhöfe. Viele, wie die Jucker Farm, bieten Aktivitäten für Kinder an.
- Gehen Sie wandern. Im ganzen Land gibt es kinderfreundliche Wanderwege.
- Fahren Sie Rad. Manche Strecken sind zwar steil, aber es gibt auch flachere Varianten. In vielen Städten kann man Fahrräder ausleihen, wenn man kein eigenes hat.
- Gehen Sie auf den Spielplatz. Da Schulen in der Schweiz als öffentliche Einrichtungen gelten, können Sie die Schulspielplätze oft außerhalb der Unterrichtszeiten nutzen.
- Im Sommer können Sie das örtliche Freibad (Badi) besuchen. Das ist eine weit verbreitete Sommertradition in der Schweiz, bei der Sie mit Sicherheit andere einheimische Familien treffen werden.
- Im Winter können Sie verschiedene Sportarten ausprobieren. Gehen Sie Skifahren, Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen. Einige Städte wie Bern haben sogar eine kostenlose Eisbahn. Wintersport muss also nicht teuer sein.
- Besuchen Sie Märkte. Im Winter gibt es tolle Weihnachtsmärkte und in den anderen Jahreszeiten können Sie frische Produkte kaufen.
- Besuchen Sie verschiedene Erlebnisorte. In der Schweiz gibt es eine Fülle von Möglichkeiten: Schokoladenfabriken, Käsereien, Schlösser, Seen, die zu Bootsfahrten einladen, und vieles mehr.
Sie wollen in die Schweiz ziehen? Lesen Sie den ersten Teil dieses Artikels, Mit der Familie in die Schweiz ziehen.
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